Zwischen Handarbeit und Digitalisierung

Als Landwirt*in versorgt ihr die Menschen mit Nahrung

Jeder Tag ist anders

Schaut euch an, was Rieke in ihrer Zeit als Landwirtin erlebt hat.

Spannende Tage an der frischen Luft

Am Niederrhein spielt die Landwirtschaft eine bedeutende Rolle. Kühe, Spargel, Kartoffelfelder oder Traktoren prägen in der Region das Bild. Viel mehr als das, was offensichtlich ist, wusste ich aber noch nicht. Daher war ich gespannt darauf, mir den Betrieb der Lorey Holstein GbR anzuschauen. Hier habe ich mehr über die Ausbildung zur Landwirtin erfahren. Warum das für mich spannende Tage an der frischen Luft waren, erfahrt ihr hier.

Kurzer Faktencheck

Tief in die Landwirtschaft eingetaucht

Bei meinem Besuch im Betrieb der Lorey Holstein GbR konnte ich ganz tief in die Landwirtschaft eintauchen. Das hat Spaß gemacht! Ich habe viele verschiedene Eindrücke gesammelt. Einen kleinen Einblick in das Arbeitsleben erhaltet ihr, wenn ihr weiterlest.

Am ersten Tag durfte ich am frühen Morgen direkt gemeinsam mit Sylvia, die den Betrieb gemeinsam mit ihrem Mann Johannes van Boom leitet, die Milch für die Kälber mit anrühren. Als wir die richtige Temperatur erreicht hatten, sind wir mit dem Milchwagen zu den Kälbern gelaufen und haben allen eine bestimmte Menge, angepasst auf deren Alter, in die Tränken gefüllt. Anschließend ging es für mich mit in den Melkstand. Dort durfte ich zusehen, wie Kühe gemolken werden, und durfte sogar selbst mit anpacken. Ich habe nach dem Melken die Striche der Kühe – also die Zitzen der Euter – desinfiziert, damit sie keine Euter-Entzündung bekommen.

Ich habe von Johannes auch direkt Einblicke in das Berufsbild und die Ausbildung erhalten. Sie dauert drei Jahre, und du lernst pro Jahr jeweils einen anderen Betrieb kennen. Das hat den Vorteil, dass du verschiedene Einblicke bekommst und die Vielseitigkeit der Tätigkeiten kennenlernst. Bei der Lorey Holstein GbR, die ich besucht habe, wird Milchviehwirtschaft und Ackerbau betrieben. Aber es gibt auch andere Schwerpunkte in der Landwirtschaft wie den Getreide- und Kartoffelbau, die Bewirtschaftung von Grünland, die Schaf- und Pferdehaltung oder die Geflügel- und Schweineaufzucht.

Auf dem Hof von Johannes und Sylvia steht eben die Milchviehwirtschaft im Mittelpunkt, und deshalb ging es für mich mit Johannes im Kuhstall weiter. Dort sind wir durch den Stall gelaufen und haben einen Kontrollgang durchgeführt. Das heißt, dass wir überprüft haben, ob die Liegeflächen noch ordentlich gefüllt sind, ob die Tränken sauber sind und ob Kühe Auffälligkeiten, wie zum Beispiel keine Widerkau-Aktivität, aufweisen. Später hat Johannes mir noch gezeigt, wo die Milch gelagert wird, bis sie abgeholt wird. Die Milchbehälter brauchen alle eine bestimmte Temperatur, welche wir dann auch überprüft haben.

Die Gesundheit der Kühe haben wir mit Hilfe von Halsbändern kontrolliert, die die Kühe tragen. Das ist sehr modern und Beispiel dafür, dass die Landwirtschaft immer digitalisierter wird. Anhand von Nummern, die den Kühen jeweils zugeteilt wird, lässt sich schnell ablesen, ob eine Kuh gerade fruchtbar ist oder gekalbt hat. Zwischendurch haben wir uns bei einem Mittagessen gestärkt. In vielen landwirtschaftlichen Betrieben ist es üblich, das gemeinsam gegessen wird. Der familiäre Charakter hat mir gefallen.

In der zweiten Tageshälfte habe ich erste Einblicke in die Ackerwirtschaft erhalten. Die Lorey Holstein GbR bewirtschaftet rund 100 Hektar Ackerfläche, auf der Silomais, Weizen und Gerste angebaut werden. Die Ernte verwendet der Betrieb überwiegend dazu, die eigenen Tiere zu versorgen. Häufig ist es aber auch so, dass die Erzeugnisse aus der Landwirtschaft an die Lebensmittelindustrie verkauft werden – und für uns beispielsweise im Supermarkt erhältlich sind. Wir haben mit dem Trecker die Bewässerungsanlage versetzt und Schläuche angeschlossen. Ich war überrascht, wie schwer solche Schläuche doch sind. Am Ende des Tages haben wir noch Stroh für die Futter-Anmischung aus dem Strohlager geholt.

Der zweite Tag startete für mich erneut mit der Fütterung der Kälber und dem Besuch im Melkstand. Darüber hinaus haben wir wieder einen Kontrollgang durch den Kuhstall gemacht und ich habe noch mehr über die Digitalisierung in dem Beruf gelernt. Grundsätzlich kommen in vielen Betrieben heutzutage Hilfsmittel oder Maschinen zum Einsatz, die technisch auf dem neusten Stand sind. Das wissen viele Menschen gar nicht.

Unter Anleitung von Johannes durfte ich ein paar Meter mit dem Hoflader fahren. Das ist ein kleiner Radlader, mit dem zum Beispiel das Futter für die Kühe in den Stall gefahren wird. Für das Futter durfte ich die Nährstoffe, die Wasser und Stroh ergänzen, abwiegen und abmischen. Ich habe gelernt, dass eine optimal abgestimmte Nährstoffzugabe für die Milchproduktion einer Kuh sehr wichtig ist.

Später am Tag wurde es auf einmal ziemlich betriebsam: Über die digital aufgezeichneten Gesundheitsdaten hatte Johannes die Meldung erhalten, dass für eine Kuh gerade der perfekte Zeitpunkt sei, um besamt zu werden. Wir haben daraufhin einen in Stickstoff eingelagerten Samen herausgeholt und die Kuh künstlich besamt. Ich fand es super spannend, diesen Prozess einmal mitzuerleben. Die Besamung ging ganz schnell, und die Kuh blieb dabei auch ziemlich ruhig. Anschließend durfte ich zusammen mit Sylvia Kälber, die inzwischen etwas älter sind, aus ihren Einzelboxen in eine Gruppenbox bringen. Wenn sie geboren werden, verbringen sie zunächst Zeit in einer Einzelbox. Der erste Kontakt mit anderen Kälbern in der Gruppenbox war daher neu. Es war spürbar, wie aufregend das für die kleinen Kälber war.

Zum Abschluss des Tages habe ich noch das Futter, welches im Kuhstall lag, wieder näher an das Kuhgitter geschoben, sodass die Kühe es wieder besser erreichen können. Das muss auch öfter getan werden, da die Kühe nur das Futter fressen, welches nah am Gitter liegt.

An meinem letzten Tag durfte ich ebenfalls wieder morgens die Kälber füttern und im Melkstand helfen. Danach habe ich wieder die Nährstoffe für die Futter-Anmischung abgewogen und zu gemischt. Wie ihr seht, gibt es in einem landwirtschaftlichen Betrieb Arbeiten, die immer wiederkehren. Gleichzeitig sind die Tätigkeiten aber auch sehr abwechslungsreich. Ich durfte beispielsweise noch einmal beim Ackerbau mithelfen. René, der ebenfalls auf dem Hof arbeitet, hat mir gezeigt, wie eine landwirtschaftliche Maschine überhaupt funktioniert. Dabei ist auch Handarbeit gefragt, zum Beispiel beim Befüllen einer Sämaschine mit Saatgut. Das habe ich gemeinsam mit René gemacht, um anschließend mit der Maschine aufs Feld zu fahren. Ich habe darauf spekuliert, auch einmal selbst fahren zu dürfen. Das war beim Aussäen aber gar nicht nötig: Dank moderner GPS-Steuerung fährt die Maschine fast von alleine. Durch die zunehmende Digitalisierung wird einem schon viel abgenommen.

Zum Abschluss meiner Zeit bei der Lorey Holstein GbR hat mir Johannes noch erklärt, dass zum Beruf des Landwirts auch Bürotätigkeiten gehören. Das können beispielsweise Aufgaben im Bereich der Buchhaltung sein, wenn es darum geht Wareneinkäufe oder -verkäufe zu machen.

Lorey Holstein GbR

Die Lorey Holstein GbR ist einerseits spezialisiert auf den Anbau von Getreide, Zuckerrüben, Ackerfutter und Silomais sowie die Bewirtschaftung von Grünland. Der zweite Pfeiler sind die Milchviehhaltung, die Rinderaufzucht sowie die Bullenmast.

Vielen Dank, dass wir bei euch den Ausbildungsberuf Landwirt*in kennenlernen und vorstellen durften.