Nachhaltiger Job in einer „Wachstumsbranche“

Als Gärtner*in mit Fachrichtung Baumschule seid ihr viel im Freien unterwegs und habt es mit ganz unterschiedlichen Gewächsen zu tun.

„Alle sind mit Herzblut bei der Sache“

Schaut euch an, was Daniel in seiner Zeit als Gärtner mit Fachrichtung Baumschule erlebt hat.

Mehr als nur Bäume

„Den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen“, das war mein erster Gedanke als ich hörte, ich verbringe drei Tage in einer Baumschule. „Wie wieder zurück in die Schule?“ und „Warum heißt es eigentlich Baumschule?“ – das habe ich mich gefragt. Schlussendlich musste ich nicht selbst zurück in die Schule und habe viel mehr als nur Bäume gesehen, als ich mir den Ausbildungsberuf Gärtner mit Fachrichtung Baumschule angesehen habe. Warum Bäume Augen haben und warum die Mitarbeitenden ihren Job lieben, weiß ich nach meiner Zeit bei Baum & Bonheur in Nettetal.

Kurzer Faktencheck

Lernen in der Baumschule

Was passiert, wenn täglich rund 600 Hektar Freilandfläche bewirtschaftet werden? Welche Maschinen werden benötigt? Und kommen die Mitarbeitenden auch einmal raus ihren Büros? - Fragen wie diese habe ich mir bei meinem Besuch bei Baum & Bonheur gestellt. Wieso es überhaupt Baumschule heißt, verrate ich euch hier schon mal: Mit Schule hat das nichts zu tun, sondern mit dem Wort „verschulen“. Das ist gemeint, dass Bäume in einer Gärtnerei alle paar Jahre verpflanzt werden, um ein besseres Wurzelwerk bilden ui können. Dadurch wachsen sie an anderer Stelle besser an. „Die Bäume werden verschult“, heißt es in der Fachsprache. Was ich darüber hinaus noch erlebt und gelernt habe, lest ihr in meinem Kurz-Tagebuch.

Der Tag ist mit strahlendem Sonnenschein gestartet. Ich habe zunächst das Unternehmen kennengelernt und Einblicke in die verschiedenen Abteilungen erhalten – beispielsweise den Einkauf, die Disposition und das Marketing. Anschließend haben wir das gute Wetter ausgenutzt und den Rest des Tages an der frischen Luft verbracht. Als Gärtner hast du selten die Wahl, und es geht bei nahezu jeder Witterung nach draußen. Ob bei Sonne, Regen oder Wind – die Arbeit muss schließlich gemacht werden.

Für Gärtner mit Fachrichtung Baumschule dreht sich alles um die Aufzucht von Laub- und Nadelbäumen, bis sie die entsprechende Größe für den Verkauf an Baumärkte, Gartenfachgeschäfte und Privatkunden erreicht haben. Bei Baum & Bonheur sind das über 250.000 Bäume, die über die Jahre großgezogen werden.

Auf dem Verladehof habe ich erstmals Bäume gesehen. Diese wurden für die Kunden auf LKW-Auflieger verladen. Vorab werden die verkaufsfähigen Bäume mit Spezialmaschinen ausgegraben, und der Wurzelballen wird verpackt. Bevor das passiert, müssen die Pflanzen regelmäßig und über Jahre gepflegt werden. Teilweise werden Bäume erst verkauft, wenn sie 40 Jahre oder älter sind.

Vom Verladehof aus haben wir mit einem Pick-up unsere Tour über 600 Hektar Freilandfläche gestartet. Das ist in etwa so, als wären 600 Fußballfelder nebeneinander angelegt. In der Branche ist es nicht unüblich, solche Flächen zu bewirtschaften. Für mich aber war es schon erstaunlich. Dabei traf ich auf die ersten Mitarbeitenden, die mit dem Verpflanzen der Bäume beschäftigt waren, unterstützt durch Trecker und Kran. Die Kraft und Leistung der Maschinen haben mich beeindruckt. Dass ein großer Baum quasi durch die Luft fliegt, siehst du schließlich nicht alle Tage. Spannend waren bei diesen Tätigkeiten die technischen Details und die zunehmende Digitalisierung, die es in dem Beruf gibt. So wird beispielsweise GPS verwendet, um Baumreihen schön gerade anzupflanzen, und die Bewässerung kann mobil von zu Hause aus gesteuert werden.

Die Flächen des Betriebs liegen im Umkreis von Nettetal und gehen bis über die Landesgrenze in die Niederlande hinaus. Wir saßen lange im Auto und haben viel gesehen. Trotzdem bin ich mir nicht sicher, ob wir wirklich die ganzen 600 Hektar geschafft haben. Ich schätze mal, dass wir so die Hälfte gesehen haben.

Der zweite Tag begrüßte mich mit schlechtem Wetter. Zum Glück durfte ich diesmal im trockenen Büro starten; für die Auszubildenden ging es bei nasskaltem Wetter raus. Ich habe den Verkauf detaillierter kennengelernt und erlebt, dass die Mitarbeitenden im Büro genauso stolz auf ihr Produkt sind wie die Kollegen, die unmittelbar für die Pflege der Pflanzen zuständig sind.

Ich habe gelernt, dass die Bäume deutschlandweit vertrieben werden – und weit darüber hinaus. So haben wir eine Anfrage für einen Kunden aus Asien bearbeitet. Um ihn bei der Auswahl eines geeigneten Baumes ordentlich beraten zu können, mussten wir unter anderem die klimatischen Bedingungen an seinem Heimatort einbeziehen. Auch aktuelle Fotos von Bäumen wurden für den Kunden gemacht. Kommuniziert wird oft auf Deutsch, meistens aber in der Landessprache des Kunden oder wenigstens auf Englisch. Fremdsprachenkenntnisse sind daher von Vorteil. So lange es nur Englisch ist, wäre es für mich ein leichtes Spiel. Die Mischung aus einer Arbeit im trockenen Büro und Tätigkeiten an der frischen Luft hat mir besonders gefallen.

Es gibt verschiedene Vertriebsgebiete z.B. Deutschland, Frankreich, Asien. So haben wir eine Anfrage für einen Kunden aus Asien bearbeitet, dafür muss man die klimatische Bedingung vor Ort mit einbeziehen und es wurden aktuelle Fotos für den Kunden gemacht. Dabei wird oft Deutsch gesprochen, meist aber in Landessprache oder auf Englisch. Hier sind Fremdsprachenkenntnisse von Vorteil, solange es nur Englisch ist, wäre dies für mich ein leichtes Spiel. Die Mischung aus einem Teil Büro im trockenen warmen und dem anderen Teil Außendienst an der frischen Luft hat mir besonders gefallen.

Zum Abschluss meiner Zeit bei Baum & Bonheur durfte ich einmal mit anpacken. Von einer Hebebühne aus habe ich einen Pflegeschnitt an Obstbäumen gemacht. Dabei werden unter anderem die Spitzen freigeschnitten und mit biologisch abbaubarem Material angeheftet. Schließlich möchten die Kunden gerade gewachsene Bäume lieber haben. Bis zur Spitze des Baumes geht es mit der Hebebühne ein paar Meter in die Höhe. Zum Glück bin ich schwindelfrei. Du solltest das auch sein, wenn du eine Ausbildung als Gärtner mit Fachrichtung Baumschule machen möchtest. Es hieß immer, oberhalb des Auges zu schneiden. Damit ist gemeint, von der Knospe abzuschneiden, um die Bildung von Seitentrieben anzuregen. Außerdem durfte ich mit den Kollegen noch Bonsaibäume zurückschneiden.

Die Tätigkeiten sind total abwechslungsreich. Mir hat gefallen, dass man schnell ein Ergebnis seiner Arbeit sieht, und für meine Pflanzen zu Hause konnte ich auch noch etwas mitnehmen.

Ich habe mir auch ein Baumschulquartier – so werden die langen, schnurgeraden Baumreihen genannt – angesehen, in dem Linden aus Absenkern vermehrt werden. Kurz beschrieben, ist das ein Verfahren, bei dem ein Trieb von der Pflanze selbst auf dem Boden abgesenkt wird und zunächst mit der Mutterpflanze verbunden bleibt. Der Pflanzenableger bildet im Idealfall selbst Wurzeln aus und kann selbstständig austreiben. Später werden die Bäume etwa alle vier Jahre verschult, um feine Wurzeln auszubilden, damit diese am neuen Standort besser anwachsen können. Darüber hinaus habe ich sogenannte „Klimabäume“ gesehen. Das war ebenfalls interessant, weil es sich dabei um Bäume handelt, die sich gut an den Klimawandel und die immer extremer werden Wetterphänomene anpassen können; sie sind tolerant gegenüber hohen Temperaturen und Trockenheit.

Zum Schluss habe ich mir noch einen besonderen Bereich bei Baum & Bonheur angeschaut: die Schulungsbeete. Die wurden extra für Auszubildende angelegt, damit sie daran lernen können. Denn wer eine Ausbildung in Baumschulen macht, lernt einen sehr speziellen Bereich des Gärtnerberufs kennen. In ihren Abschlussprüfungen aber müssen Auszubildende rund 400 Pflanzen bestimmen können – namentlich auf Deutsch und auf Latein. Die Auszubildenen waren echt fit darin und haben zusätzlich eine App, mit der sie lernen können. Mir hat bei so vielen Eindrücken und Namen der Schädel gebrummt, und ich habe mir nicht mal drei Pflanzen auf Deutsch merken können. Im Zusammenhang mit der Ausbildung habe ich auch noch etwas über die verschiedenen Weiterbildungsmöglichkeiten nach dem Abschluss erfahren. Besonders interessant war die Vielfalt an Karrierewegen, die sich je nach persönlichen Interessen gestalten lassen.

Interesse?

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Baum & Bonheur

Die Baumschule Baum & Bonheur (vormals Baumschule Lappen) wurde 1895 gegründet. Heute kultiviert das Unternehmen mit 140 hochqualifizierten Mitarbeitenden auf rund 660 Hektar Freilandfläche in Deutschland, den Niederlanden und Frankreich mehr als 250.000 Pflanzen und beliefert Kunden aus Garten- und Landschaftsbau, Landschaftsarchitektur sowie Kommunen und Privatleuten. Baum & Bonheur bietet ein Vollsortiment aus einer Hand, ist jedoch auf Allee- und Großbäumen, außergewöhnliche Solitär- und Formgehölze sowie Obstbäume spezialisiert.

Vielen Dank, dass wir bei euch den Ausbildungsberuf Gärtner*in mit Fachrichtung Baumschule kennenlernen und vorstellen durften.